Freitag, März 24, 2006

Abschied und Adler

Na, habt Ihr mich alle vermisst? Zumindest die ein oder andere Email habe ich bekommen, in der nach dem Lifeblog Update gefragt wurde. Ja, ich war etwas faul. Aber so richtig viel Aufregendes passiert nicht mehr. Am letzten Montag dachte ich mir: probier doch mal das amerikanische Gesundheitssystem aus. Habe mir 'ne Infektion eingefangen und wollte die letzten zwei Wochen hier nicht riskieren und bin daher sofort zum Arzt. Ist gar nicht so einfach, man muss erstmal anrufen, ob die Herren denn noch neue Patienten annehmen. Die meisten Hausärzte tuen dies nämlich nicht einfach und so musste ich zu einem First Care Center (sowas wie eine Notfallpraxis außerhalb eines Krankenhauses). An alle, die planen, in den USA krank zu werden und schnell einen Arzt sehen wollen: Seid vorbereitet und bringt Euren gesamten "Gesundheitslebenslauf" samt aller Informationen über Eure Eltern und Geschwister mit. So viel Papierkram für ein wenig Antibiotika habe ich noch nie ausfüllen müssen. Aber: nach zwei Tagen riefen sie wieder bei mir an, um sich zu erkundigen, wie es mir geht und ob alles okay ist. Das fande ich dann wieder richtig gut. Snief, schön, wenn sich jemand um mich Sorgen macht, hier so ganz alleine in der Fremde ;o) Am Dienstag ging es mir dann wieder etwas besser und ich machte mich auf den Weg nach Healy, um meine restlichen Sachen von dort zu holen und mich schon mal von Evalyn zu verabschieden. Ich kann diesen Parks Highway nun wirklich nicht mehr sehen und Autofahren muss ich in nächster Zeit auch erstmal nicht mehr. Der Abschied von Evalyn fiel mir (und auch ihr) wahnsinnig schwer. Die Zeit verging auf einmal so schnell und ich vermisse sie jetzt schon. Naja, vielleicht ist der Parks Highway doch nicht so schlecht und ich fahre nächste Woche nochmal kurz nach Norden. Ihr seht, Abschied ist nicht meine Stärke. Dann war ich noch in Homer. Ja, in der Ferne und im Dunst konnte man Mt. Augustine sehen. Und nein, ich bin nicht von einem Erdbeben, Tsunami oder sonstigen Katastrophen bedroht gewesen. In Homer füttert seit einigen Jahren eine alte Lady die Weißkopfseeadler, so dass sich dort hunderte aufhalten. Vic sagte mir schon vorher, dass ich nicht an die offizielle Fütterstelle gehen sollte, da die Frau einen nicht aus dem Auto aussteigen lässt zum Filmen oder Fotografieren. Eine halbe Meile von dieser Stelle entfernt fand ich dann eine ganze Horde Fotografen am Strand, die ihren eigenen Eimer mit Fischen mitgebracht hatten und die Adler dort fütterten und fotografierten. So entstehen nämlich diese klasse Aufnahmen auf den Postkarten. Das war auch schon meine Woche. Ach so, das Wetter. In Healy hatte es noch geschneit und es waren so -3C. Hier in Anchorage sind ca. 5C und die letzten Tage schien die Sonne. Heute ist es bewölkt, aber ähnlich warm. An den Weiden sind die ersten Weidenkätzchen zu sehen, der Schnee taut und ist somit hässlich wie bei uns am Winterende und an den Bäumen kann man neue Zweige erahnen und man sieht, wie das Leben in sie zurück kehrt. Danke übrigens für jede Email, die mir das Zurückkommen leichter machen soll. Ich freue mich auch darauf, Euch wieder zu sehen. Auch wenn ihr wisst, dass ich gerne hier bleiben würde.